WiYou - Wirtschaft und Du - Ausgabe 03/2013 - page 28

WiYou . Wirtschaft und Du . Ausgabe 3­2013
Foto: Manuela Müller
Schwerpunkt
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Schon nach seinem Schulabschluss wollte Patrick Maler werden:
„Das war
immer mein Berufswunsch Nummer eins“, erinnert sich der heute 20­Jährige.
„Ich habe mich auch darauf beworben, wurde aber leider nicht angenom­
men.“ Die Alternative war eine Ausbildung zum Straßenbauer. „Das lief auch
gar nicht so schlecht, bis zu meinem Unfall zumindest.“ Patrick fiel daraufhin
ein halbes Jahr aus und sah darin die Chance, es noch einmal als Maler zu pro­
bieren. Tatsächlich klappte es beim zweiten Anlauf. „Ich hatte früher schon
mal ein Praktikum im meinem jetzigen Ausbildungsbetrieb Heinrich Schmid
gemacht und wusste, was auf mich zukommen würde und was ich dafür mit­
bringen muss.“ Und das sei auf jeden Fall handwerkliches Geschick. „Aber man
braucht auch gute Rechenkenntnisse, Gewissenhaftigkeit und Kreativität.“
Man müsse streng nach Vorgaben aber auch frei Hand und kreativ arbeiten
können. Das hänge immer vom jeweiligen Auftrag ab.
Als Maler und Lackierer muss man außer anstreichen auch spachteln, lackie­
ren, tapezieren, Fußböden versiegeln und Dämmstoffe anbringen.
Außer­
dem gehöre zu jedem Auftrag eine Menge Vor­ und Nachbereitung. „Bevor
zum Beispiel eine Wand gestrichen werden kann, muss ich mir den Unter­
grund genau ansehen, alles vermessen, ausrechen, wie viel Farbe ich brauche,
das Material bestellen, alles abkleben, was keine Farbe abbekommen darf,
Unebenheiten verspachteln, abschleifen und grundieren. Das alles zusammen
kostet mehr Zeit, als das eigentliche Streichen, muss aber sein, ebenso, wie
das Aufräumen danach. Und das kann ganz schön stressig werden. „Wenn wir
nur eine Nachtschicht Zeit haben, um einen ganzen Laden komplett umzu­
streichen zum Beispiel.“ Manchmal wird aber auch länger auf einer Baustelle
gearbeitet, wie im Moment hier bei Apolda. „Wir streichen den Sockel einer
Tierfuttermittelfabrik, da kommen einige hundert Quadratmeter zusammen
und da wir meist zu zweit unterwegs sind, dauert das schon ein paar Tage.“
Wenn Patrick nicht im Praxiseinsatz ist, drückt er in der Berufsschule die
Schulbank.
„Dort lerne ich zum Beispiel alles über die verschiedenen Materia­
lien, Techniken und Untergründe.“ Außerdem gibt es noch überbetriebliche
Lehrgänge, in denen man einzelne Sachen übt, wie Schablonieren, Vergrö­
ßern, Spachteln oder besondere Dekorationstechniken. „Manchmal sind da
echt tolle Ideen dabei, die ich dann auch zuhause ausprobiere, um mein ei­
genes Zimmer zu verschönern. Schließlich hat nicht jeder professionell Kon­
fetti an der Wand. In der Fachsprache ist das übrigens die sogenannte Flock­
technik. Mit der haben wir auch die Flure bei Carl Zeiss in Jena verschönert.“
Der Beruf bringe jede Menge Abwechslung.
Schon deshalb, weil man immer
woanders sei und jedes mal wieder neue Leute und Orte kennenlerne. „Aber
es ist auch körperlich anstrengend, ähnlich wie damals beim Straßenbau.
Schweres Material schleppen, oder tagelang über Kopf an einer Decke arbei­
ten, da ist körperliche Fitness wichtig. Andererseits ist es auch ein gutes Trai­
ning, und so ein ‚ruhiger’ Bürojob, das wäre auch nichts für mich.“ Wie Patrick
sich seine Zukunft ausmalt? „Ich möchte erstmal als Geselle Berufserfahrung
sammeln und dann zum Vorarbeiter, Arbeitsgruppenleiter oder auch Meister
aufsteigen.“ (mü)
Nein, Patrick steht nicht mit Tuschekasten und einem Künstlerpinsel vor einer Staffelei und übt sich an der Guernica 2013. Seine („Lein“­)Wand ist in der Regel
noch um einiges größer und auch die Farbtöpfe fassen mehrere Liter. Patrick ist Auszubildender im Beruf Maler und Lackierer und vielleicht nicht für die ganz
„große“ – auf jeden Fall aber für die ganz großflächige Kunst des Farbe­an­die­Wand­Bringens zuständig.
Zum Ausschneiden und Abheften in deinem Berufswahlpass.
Baustellen­Picasso
Maler und Lackierer behandeln, beschichten
und bekleiden Innenräume und Fassaden von
Gebäuden.
Dauer: 3 Jahre
Voraussetzungen: körperliche Fitness, gutes
Farbsehvermögen, kreativität, keine
Empfindlichkeit oder Allergien gegenüber
Lösungsmitteln, möglichst schwindelfrei sein
Chancen: Während der Ausbildung
kannst du dich auf verschiedene
Fachrichtungen spezialisieren
und dich auch im Anschluss
darin weiterbilden, auch
Techniker­ oder
Meisterausbildung sind
möglich, ebenso wie ein
Fachschulstudium.
Maler
(m/w)
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