WiYou - Wirtschaft und Du - Ausgabe 03/2013 - page 16

WiYou . Wirtschaft und Du . Ausgabe 3­2013
Foto: Manuela Müller
Titel
16
Als Azubi bei der Deutschen Rentenversicherung Bund
im ersten Lehrjahr hat
Caroline nach knapp zehn Monaten schon einen guten Überblick über die
Abläufe und die Struktur bekommen. „Jeden Morgen kommt ein riesiger Lkw
aus Berlin hier in Gera an, lädt tonnenweise Akten ab und auf und macht sich
dann auf den Rückweg in die Hauptstadt“, erklärt die 20­Jährige. „Die Akten,
die wir hier bearbeiten, kommen aus dem Archiv in Berlin. Wir fordern sie an,
wenn wir sie brauchen.“ Als Azubi arbeitet man dabei schon im vollen Tages­
geschäft mit und hat es mit richtigen Akten und echten Fällen zu tun. „Nur die
endgültigen Rentenbescheide darf ich noch nicht allein rausschicken, das ma­
chen dann die Ausbilder.“
Heute hat Caroline als Erstes einen Antrag auf Altersrente zu bearbeiten.
Dazu überprüft sie die entsprechende Akte auf Vollständigkeit. „Wir brauchen
einen lückenlosen Lebenslauf, um die Rente richtig berechnen zu können.
Manchmal fehlt dann zum Beispiel ein Nachweis der Studienzeit oder des
Zivildienstes oder es gibt zu einzelnen Jahren gar keine Angaben. Da muss ich
dann bei dem Versicherten nachfragen, mir Unterlagen schicken lassen, diese
abheften und alles in ein Computerprogramm übertragen, um dort die
Ansprüche ausrechnen zu lassen. Viele denken, dass das langweilig und tro­
cken ist, aber man erfährt ja auch, was für ein Mensch hinter der jeweiligen
Akte steckt, wie er gelebt und was er so gemacht hat.“
Und oft lernt Caroline sie zumindest am Telefon auch persönlich kennen.
Gerade das sei sehr spannend, aber auch manchmal nicht so einfach. „Da
muss man auch mal mit ungeduldigen oder aufgebrachten Menschen umge­
hen können.“ Man solle schon ein gewisses Einfühlungsvermögen und Kom­
munikationsgeschick mitbringen. „Wie man richtig reagiert, lernt man dann
aber auch in der Ausbildung.“
Diese dauert insgesamt drei Jahre und ist unterteilt in Theorie, Praxis und
Berufsschule.
In der Theorie werden die Inhalte der verschiedenen Gesetzes­
texte in den Bereichen Versicherung, Rente und Rehabilitation vermittelt. „Das
ist schon eine ganze Menge Theorie und am Anfang sehr abstrakt. Doch ge­
rade das macht mir besonders viel Spaß“, sagt Caroline. „Man muss dran blei­
ben, aber man muss auch nicht alle Gesetze auswendig können, nur eben wis­
sen, dass es sie gibt und was wo steht.“ Im Praxisteil lernt man dann, sie
anzuwenden. Und da ist vor allem Struktur gefragt: „Manche Akten sind meh­
rere hundert Seiten dick, da darf nichts durcheinander kommen und muss
auch für andere nachvollziehbar sein, schließlich werden sie über viele
Jahrzehnte geführt und immer wieder von jemand anderem zur Hand genom­
men.“
Übrigens:
Alles, was Caroline dabei aus den Anträgen, Akten und eingereich­
ten Unterlagen erfährt, darf sie natürlich nicht weitererzählen. „Wir haben
hier mit vertraulichen Unterlagen zu tun, der Datenschutz muss da streng ein­
gehalten werden.“ Nur bei ihrem eigenen Lebenslauf macht sie eine Aus­
nahme und verrät: „Ich habe zwar noch zwei Jahre vor mir, möchte aber auf
jeden Fall auch danach weiter hier arbeiten.“ (mü)
Es gibt Berufe, die scheinen auf den ersten und vielleicht auch noch auf den zweiten Blick erstmal nicht so spannend und abwechslungsreich – Sozialversiche­
rungsfachangestellter zum Beispiel. Wer da hinter den riesigen Aktenbergen einen echten Verwaltungsberuf vermutet, hat vollkommen recht, wer aber denkt,
das ist viel zu langweilig, verstaubt und trocken, der sollte sich von Caroline eines Besseren belehren lassen.
Zum Ausschneiden und Abheften in deinem Berufswahlpass.
Akten­Action
Sozialversicherungsfachangestellte der Fach­
richtung gesetzliche Rentenversicherung klären
Versicherungsverhältnisse und Beiträge, stellen
Ansprüche fest und beraten die Versicherten.
Dauer: 3 Jahre
Voraussetzungen: im Durchschnitt befriedigen­
de Noten in den Fächern Mathe, Deutsch und
erste Fremdsprache, Interesse an gesetzlichen
Inhalten, abstraktes Denken, Gewissenhaftig­
keit, Verantwortungsbewusstsein,
Organisationsfähigkeit, struktu­
riertes Arbeiten, Teamfähigkeit
Chancen: Arbeitgeber sind
die Rentenversicherung,
Krankenkassen und Arbeits­
ämter. Auch kannst du ein
Studium anschließen.
Sozialversi­
cherungsfach­
angestellter
(m/w)
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